POSITIVE PSYCHOLOGIE UND NOCH MEHR
Unser Empowerment-Ansatz ergänzt an der MEU den Schwerpunkt Klinische Psychologie. Doch was ist Empowerment überhaupt? Selbstbemächtigung ist mutmaßlich die zutreffendste deutsche Bezeichnung. Der Empowerment-Ansatz ist ressourcenorientiert und adressiert Strategien und Maßnahmen in der psychosozialen Arbeit, die Menschen auch in schwierigen Lebenssituationen (aber nicht nur) dabei helfen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Empowerment ist kein abstrakter Lifestylebegriff, sondern akademisch begründet und gilt inzwischen als Kernelement der Gesundheitsförderung. Eine zentrale Publikation zum Empowerment im deutschsprachigen Raum hat Norbert Herriger (2020) verfasst.
Vergleichbar ist der wissenschaftliche Empowerment-Ansatz mit den Grundsätzen der Positiven Psychologie (Martin Seligman, 2000). Doch er geht weiter: Der Ansatz umfasst neben dem Individuum auch explizit eine organisationale und eine gesellschaftliche Ebene. Auf diesen sollen Menschen und Gruppen, die sich situativ oder strukturell als hilflos erleben, Möglichkeiten der Teilhabe und der Entwicklungs- bzw. Persönlichkeitsförderung gegeben werden. Zudem werden übergeordnete Ziele verfolgt, wie z.B. soziale Gerechtigkeit und die Etablierung eines kritischen Bewusstseins, um gesellschaftliche Veränderungsprozesse einzuleiten. Mehr noch als die Positive Psychologie ist der Empowerment-Ansatz geeignet, um globale Themen wie beispielsweise die Unterdrückung gesellschaftlicher Gruppen oder das Erheben der Stimme gegen Diskriminierung kultursensibel zu adressieren.
SELBSTBESTIMMUNG
Dabei ist die Absicht, Menschen zu mehr Selbstbestimmung in Bezug auf ihr eigenes Leben zu verhelfen. Empowerment setzt der oftmals erlernten Hilflosigkeit, insbesondere von gesellschaftlich schwächeren oder marginalisierten Gruppen ein wichtiges Prinzip entgegen. Die psychologisch enorm bedeutsame Selbstwirksamkeit wird erhöht. Grundsätzlich können alle Menschen vom Empowerment-Ansatz profitieren, denn (vermeintliche) Problemfreiheit bedeutet nicht automatisch ein erfülltes Leben. Außerdem sind alle Menschen von kritischen Lebensereignissen (z.B. Krankheit, Verlust oder Alternsprozesse) betroffen, die zumindest zeitweise das Gefühl der Macht- oder Hilflosigkeit hervorrufen.
HUMANISTISCHE KOMMUNIKATIONSPRINZIPIEN
Auch in der Psychotherapie lassen sich Prinzipien des Empowerments finden und verwirklichen. Der psychotherapeutische Prozess berücksichtigt humanistische Kommunikationsprinzipien, wie Wertschätzung, Echtheit in der Kommunikation und Empathie. Begegnungen zwischen helfenden und hilfesuchenden Menschen finden auf Augenhöhe statt. Sie berücksichtigt nicht nur den defizitären Teil des Menschen, sondern nimmt auch die gesunden Anteile in den Fokus. Es wird von einem Kontinuum zwischen krank und gesund ausgegangen. Insofern besitzen sowohl Empowernde wie auch Empowerte Ressourcen und Defizite. Im Interventionsprozess können beide voneinander lernen und gemeinsam wachsen, ohne dabei eine professionelle Rollenverteilung außer Acht zu lassen. Hilfesuchende bzw. psychisch erkrankte Menschen profitieren von einer empowernden Haltung.
SELBSTWIRKSAMKEIT
Es geht um die Stärkung vorhandener Ressourcen, um andere oder neue Kompetenzen eigenständig und selbstbestimmt aufzubauen. Im Kompetenztraining entscheiden Hilfesuchende, welche Hilfestellungen sie wahrnehmen und welche Wege sie eigenständig gehen. Ein mehrfach ausgezeichnetes Beispiel für die praktische Anwendung des Empowerment-Ansatzes ist die Eltern-AG bzw. MAPP-Empowerment. Die MAPP-Empowerment in Magdeburg gehört zum Empowerment-Programm der MAPP-Holding, wie z.B. auch die MEU oder das MAPP-Institut. Grundsätzlich ist der Empowerment-Ansatz sehr viel nachhaltiger als rein defizitorientierte Ansätze. Der Master (M.Sc.) an der MEU greift u.a. in Seminaren und ggf. Abschlussarbeiten verschiedene Themenaspekte des Empowerments praktisch auf. Unser Empowerment-Ansatz motiviert nicht nur zum eigenständigen Denken und Handeln. Er befähigt unsere Student*innen auch zur Übernahme von Eigenverantwortung und an der einen oder anderen Stelle auch über sich selbst hinauszuwachsen.